Ohne es verschreien zu wollen, stelle ich fest, dass wir wieder eine ausgesprochen kämpferische sechste Runde erlebt haben. Die Spitzenpartie zwischen Jussupow und Iordachescu verlief zwar sehr unspektakulär, ging aber über volle Distanz. Erst nach 99 Zügen stellte der Anziehende seine Versuche, ein theoretisch remisliches Läuferendspiel mit einem Mehrbauern zu gewinnen, ein. Die einzigen, die sich heute einen „Ruhetag“ gönnten, waren Großmeister Naumann und Rozentalis, die sich bereits im vierzehnten Zug auf Remis einigten.
Am Tisch 3 opferte der Russe V. Burmakin gegen GM Siebrecht eine Qualität, erreichte aber im Angriff nur Dauerschach. Ein voll ausgekämpftes Remis auch am Brett 4. Der Bremer Gerlef Meins besaß über lange Strecken einigen Vorteil gegen den Juniorenweltmeister aus Indien A.Gupta, aber es gelang ihm nicht, diese zum Gewinn zu verdichten. Sehr unglücklich verloren ihre Partien die Großmeister Teske und Brodsky, die beide gegen junge deutsche internationale Meister Axel Heinz und Oleg Boguslavsky antreten mussten. Während Teske sich in einer ausgeglichenen Stellung grob verrechnete und „nur“ eine halben Punkt an Heinz verschenkte, konnte sich der O.Boguslavsky über einen ganzen Geschenkten Punkt freuen, stand er doch die ganze Partie über auf Verlust.
Die attraktivste Partie des Tages wurde am Brett 5 gespielt. Dort opferte V. Milov gegen Nguyen eine Figur und behält in einem hoch komplexen taktischen Kampf mit etwas Glück die Oberhand. Ebenfalls sehr sehenswert sind die „Zwillingssiege“ von Krivoborodov (gegen Parligras) und Sokolov (gegen Kadziolka). Beide Weißspieler opferten im offenen Sizilianer einen Springer auf d5 und gewannen im Angriff. Von dem Remis am Spitzenbrett profitierten Milov, Heinz, Krivoborodov und Boguslavsky, die durch ihre Siege zu dem führenden Iordachescu aufschließen konnten. Die letzten drei Runden versprechen somit eine Menge sportliche Spannung!
Michael Prusikin
Offizielle Seite 
