Leider müssen wir eine Hiobsbotschaft für alle Schachfreunde wegen der weltumspannenden Corona-Krise vermelden. Die FIDE hat die Unterbrechung des Kandidatenturniers in Jekaterinburg angeordnet und damit eine Klausel in der Vereinbarung mit den Spielern genutzt, die vorsorglich vor dem Turnier getroffen wurde. Die ersten 7 Runden zählen und die Fortsetzung des Turniers wird auf eine unbestimmte Zeit verschoben. Die russische Regierung hat den Flugverkehr aus Russland in andere Länder ab morgen ausgesetzt. Man möchte nun den Spielern, Sekundanten, Trainern, Schiedsrichtern und Funktionären die Gelegenheit bieten die Heimreise anzutreten. Allen Unkenrufen zum Trotz hatte man dieses hochkarätige Sportevent begonnen und nun bekommt man die Quittung dafür. Aber die Eigendynamik dieser Krise konnte wohl niemand in diesem Ausmaß voraussehen. Offizielle Seite

 

Mit einer sehr starken Leistung wartete der kurz vor dem Turnier dazugestoßene Franzose Maxime Vachier-Lagrave heute auf. Er fügte dem Tabellenführer Ian Nepomniachtchi in einer Französischen Verteidigung die erste Niederlage zu. Damit konnte er mit diesem punktemäßig gleichziehen. Die übrigen Partien verliefen ausgeglichen und auch Liren Ding schaffte es nicht den Underdog Kirill Alekseenko mit den weißen Steinen zu bezwingen. Offizielle Seite

Der aufstrebende deutsche Topspieler GM Matthias Blübaum (SF Deizisau) hat das vierte und letzte Vorrundenturnier der deutschen Internetmeisterschaft souverän mit 8,5 Punkten aus 9 Runden gewonnen. Den zweiten Platz belegte der Porzer IM Christian Braun mit 8 vor GM Rasmus Svane (Hamburger SK) mit 7,5 Punkten. Die stark besetzte Zwischenrunde findet am kommenden Samstag, den 28.3. ab 16 Uhr statt. Kleiner Tipp: Heute um 18 Uhr spielt Blübaum gegen den iranischen Superstar Alireza Firouzja im Banterblitz auf chess24. Offizielle Seite

Ian Nepomniachtchi schlug gestern Hao Wang und ließ heute in Runde 6 mit Weiß noch einen Sieg über Chinas Nummer Eins Liren Ding folgen. Der findige Russe spielte eine giftige Variante im Spanier, die ihm ein angenehmes Spiel bereiteten. Ding spielte im Mittelspiel etwas sorglos und hatte danach zwei isolierte Doppelbauern im Zentrum, die natürlich sehr anfällig waren. In seiner Verzweiflung opferte er einen Läufer, doch Nepomniachtchi hatte alles im Griff und zeigte nach dem Damentausch eine simple Lösung des vermeintlichen Stellungsproblems. Nepomniachtchi führt nun mit einem ganzen Punkt Vorsprung vor Maxime Vachier-Lagrave. Der Franzose erkämpfte ein Remis in einer schlechteren Stellung mit Minusbauern. Ein dramatisches Remis mit zwischendurch besseren Chancen für den US-Amerikaner gab es in Grischuk-Caruana. Der Russe hielt die Stellung nach dem Überstehen einer kritischen Zeitnotphase zusammen. In einer langen Partie kam schließlich Anish Giri zu einem verdienten Schwarzsieg über Kirill Alekseenko, der nun, punktgleich mit Ding, die rote Laterne trägt. Offizielle Seite

In Coronazeiten fordert die Politik die persönlichen Kontakte möglichst einzuschränken. Im Schachsport ist das vorübergehend für den Einzelnen kein Problem. Die vielen Möglichkeiten online Schach zu spielen nutzen der Deutsche Schachbund und seine eifrigen Mitglieder. Am gestrigen Samstag wurde das dritte Turnier der deutschen Internetmeisterschaft ausgetragen. Über 330 Spieler nahmen daran teil und der junge deutsche Großmeister Dmitrij Kollars ging als Sieger hervor. Das zweite Vorrunden Turnier hatte Georg Meier gewonnen und das erste ging an Roven Vogel. Morgen am 23.3. gibt es die letzte Gelegenheit mit der vierten und letzten Vorrunde, sich für die Zwischenrunde zu qualifizieren. Das Finale sollte dann eigentlich im Rahmen des Meisterschaftsgipfels am 9. Mai in Magdeburg stattfinden, aber in diesen Zeiten scheint das eher fragwürdig. Vielleicht findet auch das Finale online statt. Wir werden sehen. schachbund

Ian Nepomniachtchi aus Russland ist nach der fünften von langen vierzehn Runden der erste Kandidat, der sich als Herausforderer des amtierenden Weltmeisters Magnus Carlsen aufdrängt. Er schlug heute den Geheimfavoriten Hao Wang in einer russischen Verteidigung. Es war vor allem die größere Vielfalt an Optionen für Weiß, die die Aufgabe für Schwarz so schwierig machten. Im 32. Zug beging der Chinese wohl den entscheidenden Fehler, den Nepomniachtchi entscheidend nutzte. Er führt nun mit 3,5 Punkten die Tabelle an. Einziger Verfolger mit 3 Punkten ist Maxime Vachier-Lagrave, der in einer hochtaktischen Partie gegen Kirill Alekseenko remisierte. Lange hielt Alexander Grischuk einen leichten Vorteil gegen Liren Ding in einem Spanier, aber der Chinese scheint nun seine Stabilität wiedererlangt zu haben und hielt das Remis. Viele bange Momente hatte Fabiano Caruana zu überstehen in seiner Auseinandersetzung mit Anish Giri. Der Holländer spielte bärenstark gegen Caruanas Slawen und erneut hatte der US-Amerikaner enorme Probleme wie schon gegen Ding. Giri traf jedoch einige fragwürdige Entscheidungen, die Caruana ins Remis entwischen ließen. Offizielle Seite

In der vierten Runde des Kandidatenturniers gab es keinen Sieger aber dennoch interessante Partien. Liren Ding mühte sich sein Score auszugleichen in der Partie gegen Anish Giri. Die Bauernstruktur sprach zunächst für den Chinesen und er versäumte die positionell starke Möglichkeit 20.Sd3. Nach 20.Lf3 hatte Giri keine große Mühe mehr das Remis zu erreichen. Vachier-Lagrave gegen Grischuk hatte die Berliner Mauer zum Thema und in einer spannenden Partie hätte der Franzose mit dem bärenstarken Zug 30.Te4 klaren Vorteil erzielen können, aber die Tragweite dieses Zuges war recht schwer vorauszusehen. So endete auch diese wie alle Partien am heutigen Tag mit Remis. Caruana-Nepomniachtchi und Wang-Alekseenko endeten nach starken Verteidigungsleistungen der Spieler mit den schwarzen Steinen ebenfalls mit der Punkteteilung. Offizielle Seite

Der in den ersten beiden Runden arg gebeutelte chinesische Spitzenmann Liren Ding hat eindrucksvoll zurückgeschlagen und seinen ersten Sieg gefeiert und das gegen keinen Geringeren als den Topfavoriten des Kandidatenturniers Fabiano Caruana. Der US-Amerikaner ließ sich auf eine Variante der slawischen Verteidigung ein, die kompliziert ist, aber doch Weiß die besseren Chancen einräumt. Im Mittelspiel hatte Ding zwei Mehrbauern und Ding konsolidierte seine durch die Rückgabe eines Bauern. Auch ein Springeropfer von Caruana brachte nicht mehr die Komplikationen, die den Chinesen ins Wanken brachten und er gewann verdient. Eine sehr komplizierte Partie mit beidseitigen Chancen war Kirill Alekseenko- Ian Nepomniachtchi in einer französischen Verteidigung. Nepo gewann zwar eine Qualität, aber sein junger russischer Landsmann hatte gute Figuren, die Kompensation boten. Am Ende gab es ein Remis durch Zugwiederholung. Auch Giri-Vachier-Lagrave und Grischuk-Wang endeten nach interessanten Kämpfen mit Remis. Offizielle Seite

Liren Ding, der sonst so starke und kaum zu bezwingende Chinese und einer der beiden großen Favoriten, ist weit entfernt von seiner Normalform. Heute kassierte er chancenlos gegen den Franzosen Vachier-Lagrave seine zweite Niederlage in der zweiten Partie des Kandidatenturniers in Jekaterinburg. Ganz anders und sehr stark agierte der Topfavorit und Vize-Weltmeister Fabiano Caruana gegen den Underdog des Turniers Kirill Alekseenko. Caruana hatte sich der Variante mit 4. f3 bedient gegen die Nimzoindische Verteidigung. Alexander Grischuk versäumte es gegen seinen Landsmann Ian Nepomniachtchi mehr herauszuholen mit der "Berliner Mauer", die sich einmal mehr als starke Verteidigung herausstellte. Diese Partie endete ebenso mit Remis wie Wang Hao gegen Anish Giri. Der Chinese hatte im Mittelspiel einen Bauern gewonnen und man konnte meinen er sei auf der Siegerstraße, doch er schaffte es nicht den Vorteil in einen ganzen Punkt umzumünzen. Die Momentaufnahme sieht Caruana, Vachier-Lagrave, Wang und Nepomniachtchi mit je 1,5 Punkten vorne. Offizielle Seite

So gut wie alle bedeutenden Sportereignisse und Wettkämpfe sind weltweit gestoppt. Heute begann das WM-Kandidatenturnier im russischen Jekaterinburg mit den 8 WM-Kandidaten. Das riesige Russland ist vergleichsweise wenig vom Coronavirus betroffen und die Veranstalter tun alles menschenmögliche um die Sicherheit der Akteure und sonst beteiligten Personen vorort zu schützen. Zuschauer haben keinen Zugang zum Turniersaal. Ein Opfer fand die Coronakrise aber dennoch im Vorfeld des Turniers. Der qualifizierte Kandidat Teimour Radjabov kritisierte die Austragung und Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich der Gesundheitskrise und zog sich quasi aus Protest vom Turnier zurück. Maxime Vachier-Lagrave rückte verdientermaßen nach. Heute fand die erste Runde statt und es gab zwei etwas überraschende Schwarzsiege. Im innerchinesischen Duell siegte Geheimfavorit Hao Wang mit den schwarzen Steinen gegen Liren Ding. Ding hatte in guter Stellung den katastrophalen positionellen Fehler 30.f4? begangen, der seine ganze Stellung ruinierte. Wang nutzte diesen auf vorbildliche Weise aus. Anish Giri wählte wohl eine Variante, die dem Stil seines Kontrahenten genau in die Hände spielte. In einer englischen Symmetrievariante kam es zu einer etwas unübersichtlichen Stellung, die der Supertaktiker Ian Nepomniachtchi wesentlich besser behandelte als der Holländer und er knackte die nur scheinbare Festung. Die Partien Vachier-Lagrave gegen Caruana und Grischuk-Alekseenko endeten mit jeweils interessantem Remis. Offizielle Seite