Derzeit findet die Rapid-Europameisterschaft der Frauen in Tiflis/Georgien statt. Die Lokalmatadorin Bela Kotenashvili führt nach 5 Runden die Tabelle an. Erfreulich aus deutscher Sicht ist, dass Elisabeth Pähtz auf dem geteilten Platz mit 4 Punkten folgt. In Runde 4 hatte sie Ex-Weltmeisterin Antoaneta Stefanova aus Bulgarien bezwungen. Am heutigen Samstag folgen die restlichen 6 Runden des Turniers. Am Sonntag findet dann die Blitz-Europameisterschaft statt. Offizielle Seite

Es gab weiter zahlreiche Überraschungen beim Mega-Open mit fast 1500 Teilnehmern in Karlsruhe. Leider funktioniert die Live-Übertragung nicht, so dass man die Partien nicht mitverfolgen kann oder konnte. FM Holger Namyslo bezwang den italienischen GM Alberto David in Runde 2. In Runde drei gab es aus deutscher Sicht einige erfreuliche Resultate. IM Vincent Keymer holte mit Weiß ein Remis gegen den Riesen Anton Korobov und Luis Engel aus Hamburg (Geburtsjahr 2002) bezwang den starken ungarischen Großmeister Gabor Papp (Elo 2604). IM Frank Zeller schlug den Israeli GM Victor Mikhalevski. 32 Spieler sind noch ohne Verlustpunkt, darunter auch GM Eric Lobon (TSV Schott Mainz), den man schon lange nicht mehr bei einem Open gesehen hat. Morgen spielt Lobron an Brett 1 gegen GM Richard Rapport. Offizielle Seite

In der morgigen ersten Runde des großartig besetzten Grenke Chess Classic in Karlsruhe (Runden 1-3) und Baden-Baden (Runden 4-9) kommt es pikanterweise gleich zur WM-Generalprobe zwischen Herausforderer Fabiano Caruana und Weltmeister Magnus Carlsen. Folgende weitere Paarungen können die Schachfans zum Auftakt sehen: Blübaum-Vitiugov, Meier-Aronian, Naiditsch-Vachier-Lagrave und Anand-Hou Yifan. Offizielle Seite
Der Weltklassespieler Rustam Kasimdzhanov, der als Trainer Fabiano Caruana zum Turniersieg beim Kandidatenturnier in Berlin geführt hat, ist einer der Teilnehmer des Grenke Chess Opens und sensationellerweise kassierte er gleich in Runde 1 des Grenke Schachopens eine böse Niederlage in nur 27 Zügen gegen den deutschen Schachfreund Pascal Karsay (SK Gau-Algesheim, Elo 2145). Auch viele andere Großmeister taten sich sehr schwer, konnten sich letztlich aber meistens doch durchsetzen. GM Wang Hao, GM Burmakin und GM Kanarek mussten Remis hinnehmen. Elofavoriten sind GM Etienne Bacrot, GM Richard Rapport, GM Wang Hao und GM Dmitry Andreikin. GM Daniel Fridman, GM Falko Bindrich und GM Rainer Buhmann sind die elostärksten deutschen Teilnehmer. Offizielle Seite
Kurz vor Beginn des Kandidatenturniers in Berlin erschien ein tolles Buch über den schillernden Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik. Kein Geringerer als sein langjähriger Manager Carsten Hensel aus Dortmund hat sich die Arbeit und sicherlich auch das Vergnügen gemacht sein Buch über die Zeit mit dem Schachgenie Kramnik zu schreiben. Es ist ein Genuss für Schachfreunde, die einmal hinter die Kulissen des Lebens eines Weltmeisters blicken wollen und die Leiden, Widerstände, Ups und Downs eines vielreisenden Schachprofis kennenlernen wollen. Für den Leser mag es überraschend sein, dass sich Kramnik seit jeher mehr als Künstler denn als erfolgs - bzw. ergebnisorientierten Profi sah. Zu sehr liebt er die Tiefe des königlichen Spiels, darin einzutauchen und gleichsam harmonische Symphonien auf dem Schachbrett zu schaffen. Die Probleme eine professionelle Einstellung zu finden sollten ihn lange Zeit beschäftigen und führten auch zu überraschenden Niederlagen wie im Duell gegen Shirov. Allein die unverhoffte Möglichkeit in der damals zerissenden Schachwelt gegen den damals als nahezu unbesiegbar geltenden Schachzar Garry Kasparov antreten zu können, rüttelte den lethargischen, unglaublich talentierten Kramnik wach, der damals noch unter einer desolaten körperlichen Verfassung aufgrund von Alkohol und mangelnder Disziplin litt. Es begann eine Zeit des Schuftens und Trainierens und spezieller schachtheoretischer Vorbereitung gegen den brillanten Taktiker und Dynamiker Kasparov und nicht nur das, Kramnik tat sehr viel um auch körperlich fit zu werden. Das Ergebnis ist Geschichte - Kramnik zermürbte Kasparov mit der nahezu perfekt vorbereiteten Berliner Verteidigung, die zu jener Zeit als etwas zweifelhaft galt. Kasparov gewann keine einzige Partie, Kramnik deren zwei und war plötzlich und verdient der neue Weltmeister. Hensel beschreibt die Last der Verantwortung dieses Titels aber auch die Vorzüge und vielen Möglichkeiten und Anfragen aus Bereichen der Wirtschaft, Politik, Werbung usw.. Spannend wie ein Krimi liest sich der WM-Kampf gegen Topalov in Elista und das daraus resultierende "Toilet-Gate", indem der prinzipientreue Sportsmann Kramnik von der dubiosen bulgarischen Delegation um den zwielichten Topalov-Manager Silvio Danailov des Betrugs verdächtigt wurde, obwohl ein solcher aufgrund der vielen Kontrollen ausgeschlossen war. Auch die WM-Kämpfe gegen Peter Leko und Viswanathan Anand werden ausführlich beschrieben sowie die gesundheitlichen Probleme (Rheumaerkrankung) Kramniks unter denen er in einigen Duellen erheblich zu leiden hatte. Trotzdem war Kramnik in kritischen Situationen immer wieder zu enormen Willens- und Kraftanstrengungen fähig um das Ruder doch noch zu seinen Gunsten herumzureißen. Kaum einer hat in den letzten beiden Jahrzehnten die Schachtheorie mit so vielen profunden Ideen bereichert wie Wladimir Kramnik und kaum einer hat ein derart tiefes Positionsverständnis wie er. Hensel gelingt es in diesem Buch den Schachfreund sowohl schachlich als auch literarisch zu fesseln und es ensteht das was einen guten Autor ausmacht, nämlich Lesefluss und die drängende Neugier noch mehr zu erfahren. Es kommen auch diejenigen nicht zu kurz, die wundervolle, entscheidende Partien nachspielen wollen, denn die Notationen aller WM-Partien Kramniks (teils mit seinen eigenen Kommentaren) sind enthalten. Das Buch von Carsten Hensel "Wladimir Kramnik - Aus dem Leben eines Schachgenies" ist in jeder Hinsicht ein gelungenes Werk und sehr zu empfehlen. Es erschien 2018 im Verlag Die Werkstatt.
Die mazedonische Hauptstadt Skopje ist auch in diesem Jahr der Austragungsort des stark besetzten Karpos Opens. Nach sechs Runden führt ein Überraschungsduo vor den anwesenden Großmeistern. 5,5 Punkte haben allein IM Radoslaw Dimitrov aus Bulgarien und der jugendliche IM Leon Livaic aus Kroatien. Mit IM Patrick Zelbel (4,5) und Dennis Luft (4 Punkte) sind auch zwei starke Deutsche vertreten. Offizielle Seite
Mit einer Überraschung endete die Europameisterschaft in Batumi/Georgien. Die Nummer 26 der Setzliste, der Kroate Ivan Saric setzte sich vor den vielen favorisierten Großmeistern mit 8,5 aus 11 Runden durch. In der Schlussrunde konnte er sich als einziger durchsetzen und zwar gegen David Navara, der die beschleunigte Drachenvariante spielte. In einem hochinteressanten Endspiel setzte sich der Kroate nach exaktem Spiel durch und feierte seinen größten Turniererfolg. Den zweiten Platz erreichte Radoslaw Wojtaszek vor Sanan Sjugirov, beide mit 8 Punkten. Bester Deutscher wurde Daniel Fridman mit 7,5 Punkten und Platz 31. Offizielle Seite
mit Hertneck, Starostits, Stachowiak http://www.schachverein-goerlitz.de/Turniere/Aeskulapturniere/2018/aeskulap.htm

Fabiano Caruana ist der neue WM-Herausforderer von Magnus Carlsen, der seinen Titel im November zum dritten Mal verteidigen wird. Austragungsort wird London sein. In einem sehr spannenden und hochklassigen Kanditatenturnier in Berlin hat sich Caruana als der stabilste und konstanteste Spieler präsentiert und verdient mit 9 Punkten gewonnen. Vor der Schlussrunde hatten noch vier Spieler die Chance auf den Turniersieg. Caruana bediente sich erneut der russischen Verteidigung gegen Alexander Grischuk, obwohl er gegen Karjakin damit Schiffbruch erlitten hatte. Grischuk spielte relativ ambitionslos und strebte früh den Damentausch an, der jedoch  Caruana die Initiative überließ. In den zwei anderen wichtigen Partien hatte Vladimir Kramnik in der Eröffnung gegen Mamedyarov einen Bauern geopfert und Caruana wird sich wohl Sorgen gemacht haben, ob Kramnik wirklich dauerhaft würde Kompensation nachweisen können. Kramnik spielte druckvoll weiter und nach hartem Kampf wurde es Remis. Karjakin kam perspektivlos hinsichtlich Gewinnchancen aus der Eröffnung gegen Ding Liren. Die Bauernstruktur sprach in Mittel- und Endspiel eher für den Chinesen, der einen Bauern gewann, aber die Partie endete dann nach festgefahrenen Bauern und starkem weißen Springer im Remis. Damit war für Caruana klar, dass ihm ein Remis genügen würde gegen Grischuk. Mit einem Bauern mehr kämpfte Caruana dann im Endspiel mit jeweils zwei Türmen und einem Läufer mit ungleichen Farben trotzdem weiter um den Sieg, den er schließlich auch souverän erreichte und mit einem Punkt Vorsprung gewann. Platz zwei ging an Mamedyarov, der bei 8 Punkten punktgleich mit dem Drittplatzierten Karjakin war. Den vierten Platz belegte Ding Liren, der als einziger Spieler ohne Niederlage blieb und 13 von 14 Partien remisierte obwohl er keinesfalls langweilig oder risikolos spielte. Nach tollem Start schaffte Vladimir Kramnik mit teils zu risikofreudiger Einstellung nur den 5. Platz mit 6,5 Punkten, punktgleich mit Grischuk. Wesley So holte in seinem ersten Kandidatenturnier 6 Punkte. Die rote Laterne blieb für den sehr enttäuschenden Levon Aronian, der seine schlechteste Leistung seit langem ablieferte und seiner Favoritenrolle in keiner Phase gerecht wurde. Viele Schachfreunde werden aufatmen, dass nicht wieder Sergey Karjakin der Herausforderer wurde. Fabiano Caruana spielt unternehmungslustiger und wird auf etwas aggressivere Weise seine Chance gegen Weltmeister Carlsen suchen um den Titel zu erobern. Eines kann man jetzt schon mit Gewissheit sagen. London wird einen würdigeren Rahmen mit niveauvoller Austragungsstätte für den WM-Kampf bieten als es das Kühlhaus in Berlin für das Kandidatenturnier war, für das man sich als deutscher Schachfan fremdschämen musste. Offizielle Seite

Rasmus Svane hatte heute in der 10. Runde eine große Chance gegen Ivan Saric. Svane stand nach einem hervorragenden Figurenopfer von Saric in einem Königsinder bedenklich, doch Saric setzte falsch fort und der deutsche GM hatte die klar besseren Chancen. Geblendet von den vielen taktischen Gefahren und Möglichkeiten ließ er jedoch diese Chance liegen und Saric konnte die Initiative bewahren und doch noch gewinnen. Mit einem Sieg wäre Svane Co-Leader gewesen vor der Schlussrunde. Acht Spieler liegen nun mit 7,5 Punkten an der Spitze und einer davon wird aller Voraussicht nach den Titel des Europameisters erringen. Bester Deutscher ist nun Daniel Fridman, der mit Schwarz gegen GM Predke gewann und nun 7 Punkte hat. Offizielle Seite