Manchmal versteht man die Weltklassegroßmeister nicht. Sie selbst machen Fehler, glauben aber nicht, dass ein Magnus Carlsen Fehler machen kann und geben dann verfrüht auf. So war das in Carlsen-Vitiugov und so war es heute bei Firouzja-Carlsen. Der junge Iraner wurde in der Tat von Carlsen überspielt, aber in der Schlussstellung hätte man noch nicht aufgeben müssen laut den Engines, denn es gab durchaus noch Chancen auf ein Remis. Dem Weltmeister wird zuviel Respekt entgegengebracht und auch das ist ein Grund warum er so erfolgreich ist. "Aufgeben tut man Briefe" ist ein weit verbreiter Spruch innerhalb der Schachamateur-Gemeinde. Nichtsdestotrotz wird es eine gute Lektion für den 16-Jährigen gewesen sein. Der Sieg von Carlsen sollte der einzige am heutigen Tag bleiben. Eine große Chance verpasste Jorden van Foreest, der es nicht schaffte ein Endspiel mit Mehrqualität zum Sieg zu führen und auch Artemiev hatte eine klar vorteilhafte Stellung gegen Yangyi Yu. Nun liegt Fabiano Caruana alleine mit 6 Punkten nach 9 Runden in Führung. Offizielle Seite

Aleksandra Goryachkina scheint nach ihrer gestrigen Niederlage etwas angeschlagen in ihre nächste Weißpartie gegangen zu sein. Sie kassierte gleich noch eine Niederlage. Die Weltmeisterin Wenjun Ju hatte keine Angst in eine etwas dubiose Eröffnung zu geraten. Ein Abspiel der Abtauschvariante im Damengambit in der die Damen getauscht werden und Schwarz mit einem isolierten Doppelbauern verbleibt. Die Variante gilt als angenehm für Weiß. Goryachkina versäumte es mehrmals für Schwarz kritische Züge zu machen. Sehr schwach war es die A-Linie aufzumachen, die Ju sofort besetzen konnte. Danach war das Endspiel in etwa ausgeglichen, aber Goryachkina misshandelte es auf verblüffende Weise und warf mit 53.Kb4?? auch  noch alle Remischancen über Bord. Die Weltmeisterin führt nun verdient mit 5,5:4,5. Offizielle Seite

Vincent Keymer litt in der ersten Turnierhälfte an einer Erkältung, was sein nicht so optimales Spiel entschuldigt. Jetzt kommt der 15-Jährige in Fahrt und gegen Jan Smeets zeigte er eine starke Leistung mit den schwarzen Steinen. Vor allem seine Stellungseinschätzung beeindruckte. Keymer scheint eine Art Angstgegner für Smeets zu werden, denn schon in der Bundesliga setzte es für den Niederländer eine extrem bittere Niederlage. In Wijk aan Zee war es aber eine verdiente Niederlage in einem ungewöhnlichen Sizilianer mit frühem Damentausch. Keymer hat damit sein Punktekonto ausgeglichen. Siege gab es außerdem für Mamedov, Anton Guijarro und Grandelius. Offizielle Seite

Das Qualifier Turnier in Wijk aan Zee ist ebenfalls ein sehr interessantes Turnier mit deutscher Beteiligung. IM Roven Vogel ist einer der Favoriten in diesem Zehnerfeld und er legte einen brillanten Start mit drei Siegen hin. Er zeigte in jeder der Partien starke taktische Fähigkeiten. Der Sieger qualifiziert sich für das Challengerturnier und das ist ein schöner Anreiz für die Teilnehmer. Mit IM Thomas Beerdsen aus den Niederlanden und IM Akash aus Indien hat der Deutsche bereits zwei spielstarke Konkurrenten um den Turniersieg bezwungen. chess24

Nikita Vitiugov, der beim Weltcup so stark aufgetreten war, tut sich schwer in Wijk aan Zee. Heute zeigte er seine schwache Form gegen Weltmeister Magnus Carlsen. Der Norweger spielt mit Vorliebe gegen spanische Strukturen und hat hierbei auch eine famose Erfolgsbilanz. Dennoch probieren es die Weltklasseleute immer wieder mit dem Spanier gegen ihn. Carlsen hat etliche scheinbar harmlose Nebenvarianten im Köcher. Heute überraschte er den Russen mit 8.Ld2, holte zwar nicht viel aus der Eröffnung heraus, aber zumindest war Vitiugov damit aus seiner Vorbereitung geworfen. In der Folge lavierte der Weltmeister wesentlich besser als der Russe, der sich bereits nach 30 Zügen in einer positionell aussichtslosen Stellung sah und unvermittelt aufgab obwohl er kein Material weniger hatte. Eine starke Eröffnung spielte Jeffery Xiong gegen den Tabellenletzten Vladislav Kovalev. Der Amerikaner hatte großen Stellungsvorteil, opferte dann aber völlig unnötig eine Figur um am Ende als Verlierer vom Tisch zu gehen. Seinen ersten Sieg nach 7 Remis feierte der junge starke Pole Jan-Kzysztof Duda mit den schwarzen Steinen gegen den Chinesen Yangyi Yu, der ebenfalls keine gute Form zeigt. Erneut sehr mutig und aggressiv spielte Fabiano Caruana gegen Anand Viswanathan. Der US-Amerikaner nahm einen Bauern Anands und opferte dann eigentlich unnötig eine Qualität, aber er hatte Kompensation dafür. Anand verpassste im 33. Zug die tolle Möglichkeit b5, die ihm wohl Siegchancen eröffnet hätte. Auch danach gab es etliche Möglichkeiten die Partie für sich zu entscheiden, aber man muss es so hart sagen. Der Ex-Weltmeister versagte heute und am Ende musste er sogar eine bittere Niederlage hinnehmen. Caruana führt nun gemeinsam mit Firouzja mit 5,5 Punkten. Der junge Iraner hatte alle Mühe seine Schwarzpartie gegen van Foreest in den Remishafen zu bringen. Dubov-So und Giri-Artemiev endeten unspektakulär mit Remis. Offizielle Seite

Der Ukrainer GM Kirill Shevchenko präsentierte sich beim 45. Open von Sevilla in großartiger Form und gab in dem gut besetzten Turnier nur ein einziges Remis ab. Er siegte mit 8,5 Punkten vor dem Armenier GM Karen Grigoryan und dem Russen GM Andrey Shariyazdanov, die beide jeweils 7,5 Punkte holten. chess24

Was für eine aufregende 9. Partie beim WM-Kampf zwischen Wenjun Ju und Aleksandra Goryachkina! Die Chinesin setzte alles auf eine Karte und ging enorm hohes Risiko. Ein Vabanquespiel angesichts der Tatsache, dass eine Niederlage schon fast den sicheren Titelverlust hätte bedeuten können. Bewusst entblößte sie die eigene Königsstellung um ihrem Läufer mehr Möglichkeiten einzuräumen und bald danach schickte sie ein Qualitätsopfer hinterher. Laut den Engines stand Goryachkina danach besser und sie verpasste mit 27...Db4 eine große Möglichkeit mit großem Vorteil. Später bot Ju auch noch ein Figurenopfer an, das die Russin aber nicht annehmen konnte. Nach dem Damentausch brachte die Weltmeisterin den Vorteil gewinnbringend nach Hause.  Eine tolle Kampfpartie in einem jetzt wieder völlig ausgeglichenen Match, aber Goryachkina hat zweimal Weiß in den ausstehenden drei Partien. Offizielle Seite

Etwas weniger Action war im Challengerturnier geboten. Vincent Keymer verpasste es eine vielversprechende Stellung gegen David Anton Guijarro zum Siege zu führen. Auch Pavel Eljanov hat wohl einen Sieg verpasst gegen Lucas van Foreest, der ein mutiges Damenopfer gebracht hatte. Auch Max Wamerdam hatte gute Chancen gegen Anton Smirnov vergeben wie auch Ganguly gegen Mamedov. Eine Runde der verpassten Gelegenheiten. Den einzigen Tagessieg schaffte Sahin Nihal gegen Saduakassova. Es führt nach wie vor Pavel Eljanov mit jetzt 5 Punkten. Offizielle Seite

Eine nicht zu erwartende großartige erste Hälfte des Superturniers in Wijk aan Zee spielte der erst 16-jährige Iraner Alireza Firouzja und sensationellerweise liegt er mit 5 Punkten aus 7 Runden alleine in Führung. Bisher gewann er alle seine 4 Weißpartien während zum Beispiel Weltmeister Carlsen immer noch auf seinen ersten Partiegewinn wartet. Gestern wurde Jeffery Xiong sein Opfer nach einem langen und harten Kampf. Ein famoses Turnier spielt auch der 20-jährige Jorden van Foreest, der als absoluter Underdog mit nur 2644 Elo auf dem geteilten zweiten Platz mit 4,5 Punkten steht. Gestern gewann er mit Schwarz gegen Nikita Vitiugov, der sich allerdings einen bösen Eröffnungspatzer gegen die französische Verteidigung leistete. Einen überaus hart erkämpften Sieg nach Minusbauern schaffte Fabiano Caruana gegen Daniil Dubov. Er und Wesley So sind punktgleich mit van Foreest. Ein schweres Leben hatte Magnus Carlsen gegen Anand Viswanathan, der ihn mächtig unter Druck setzte. Anand gab Remis als er auf Gewinn stand. Er sah den versteckten siegversprechenden Plan nicht. Carlsen stand nun schon mehrmals am Rande einer Niederlage in diesem Turnier, aber seine Serie von 114 ungeschlagenen Partien fand auch gestern ihre Fortsetzung. Die restlichen Partien endeten ebenfalls mit Remis. Offizielle Seite

Vincent Keymer hat seinen ersten Sieg geschafft und das sollte nun genug Motivation geben um die nächsten Partien mit Elan zu bestreiten. Er gewann mit den schwarzen Steinen in einem Katalanen gegen die Kasachin Dinara Saduakassova in einem Turmendspiel. Er hat nun 2,5 Punkte aus 6 Runden. Als einziger 4,5 Punkte hat nun Pavel Eljanov. Sein Kontrahent Max Warmerdam stand ganz pasabel, übersah dann aber einen taktischen Schlag des einstigen Weltklassemannes aus der Ukraine. Einen weiteren Schwarzsieg erreichte Nils Grandelius gegen Lucas van Foreest. Offizielle Seite